Aufruf 05.5.20
Liebe zukünftige Besetzer*innen
Wohnraum ist immer unbezahlbarer. Dabei gibt es viele Häuser die einfach leerstehen, und das nicht selten jahrelang. Das ist nicht ihr Zweck. Häuser dürfen keine blossen Anlageobjekte sein! Diese Eigentumslogik ist ungerecht und kommt nur den Reichen zugute. Eigentum ist Diebstahl!
Die Hausbesitzerinnen und der Staat sorgen nicht dafür, dass leere Liegenschaften von Menschen bewohnt werden, die keinen Wohnraum haben. Darum liegt es an uns allen selbst aktiv zu werden und uns diese Räume auf eine unbürokratische und selbstbestimmte Art anzueignen. Jeder kann etwas tun!
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass solange es leerstehende Häuser gibt, diese bewohnt werden. Lasst uns fern von kapitalistischen Zwängen entscheiden, wie, wo und mit wem wir leben wollen!
Also looooos trommelt eure Freund*innen zusammen, organisiert und vernetzt euch. Schnappt euch das nötige Material und passt auf euch auf!
Hier eine schöne Grafik als Inspiration.
PS: Keine gute Besetzung ohne nice Transparente. Hier ein paar Vorschläge:
“DIE HÄUSER DENEN DIE DRIN LEBEN”
“HÜSER BSETZE BONZE SCHLETZE”
“INSTANDBESETZT”
“GEKOMMEN UM ZU BLEIBEN”
“UNSERE TRÄUME BRAUCHEN RÄUME”
“LEERSTAND ZU WOHNRAUM”
Sendet Fotos, Erfahrungsberichte und Communiqués eurer Besetzungsaktionen an: zu_hause@immerda.ch
Wir freuen uns auf euch!
Update vom 23.4.20
Bei der gestrigen Besetzung in Zürich vom Kollektiv: “Für Alle ein Zuhause” hatten wir einen guten Dialog mit den Besitzer*innen. Allerdings wurde der Dialog durch die Stadtpolizei Zürich massiv gestört, als sie mit grossem Aufgebot vor Ort waren und die Besitzer*innen während des Dialogs dazu gedrängt haben, direkt räumen zu lassen. Schlussendlich haben die Besitzer*innen ein Ultimatum gestellt, dass das Haus bis gestern 18Uhr verlassen sein muss. Mit der Bedingung, dass die Polizei sie in Ruhe und ohne Repression das Haus verlassen lässt, sind die Besetzer*innen auf das Ultimatum eingegangen. Trotz dieser Vereinbarung wurden Besetzer*innen beim Verlassen des Hauses von der Polizei verfolgt. Ausserdem blieb ein weiterer Einigungsversuch mit den Besitzer*innen erfolglos.
Wir bleiben trotz Repression dabei: Für Alle ein Zuhause!
Update vom 22.4.20
Ein weiteres leerstehendes Haus besetzt
Heute am Mittwoch 22. April wurde in Zürich ein weiteres leerstehendes Haus besetzt, um prekarisierten Menschen ein sicheres und selbstbestimmtes Zuhause und Schutz vor dem Coronavirus zu verschaffen.
Schon letzte Woche wurde von uns nahestehenden Menschen mit dem gleichen Ziel besetzt. Viel hat sich seither allerdings nicht verändert und deshalb bleiben unsere Anliegen bestehen. Der Notstand trifft immer noch diejenigen am härtesten, für die die Umstände vorher schon beschwerlich waren. Denn viele freuen sich momentan über die baldigen Lockerungen der Massnahmen, haben sich eingeigelt und isoliert oder werfen mit sozialdarwinistischen oder verschwörungstheoretischen Phrasen um sich. Das letzte Geklatsche für das Pflegepersonal ist abgeklungen und der Gabenzaun ist leer. Das Wort „Solidarität“ bleibt als die Worthülse zurück, zu der es verkommen ist. Doch es gibt mitten unter uns noch immer Menschen, für die der Lockdown zu ständigem Stress geführt hat und die sich nicht wie wir anderen auf unsere eigene Art mit dem Virus arrangieren konnten. Den Menschen, die bisher den Zwangsmassnahmen entkommen sind, aber die es härter haben denn je – ihnen gehört unsere Solidarität. Eine praktische Solidarität.
Another vacant house occupied
On Wednesday April 22nd, another vacant house was occupied in Zurich in order to provide people in precarious situations with a safe home and protection against the corona virus.
Already last week, friends from us with the same goal, squatted some houses. Not much has changed since then, so our concerns are still the same. The lockdown still hits those hardest whos circumstances were already difficult. Many people are currently looking forward to the easing of the measures, have locked themselves in or isolated themselves. Others speaking out social-darwinist phrases or conspiracy theories. The last clapping for the hospital staff has silenced and the gift fence is empty. The word “solidarity” remains as the empty phrase to which it has deteriorated. But there are still people among us for whom the lockdown has led to constant stress and who could not deal with the virus in their own way, like we did. Our solidarity belongs to the people who have so far escaped the coercive measures but who have it harder than ever. We want to live solidarity and stand with them.
Update vom 14.4.20
Wir haben heute morgen einem Hauseigentümer, der unsere Besetzung letzte Woche räumen liess, eine zweite Chance gegeben sich solidarisch zu zeigen. Leider wurde diese Chance erneut nicht wahrgenommen. Wir bleiben weiterhin dabei: Für alle ein Zuhause!
This morning, we gave a homeowner who evicted our occupation last week a second chance to show solidarity. Unfortunately, this chance was once again not taken. We continue to stand by it: A home for all.
Update vom 11.4.20
Am Donnerstag haben wir in Zürich Altstetten vier Häuser besetzt. Diese Aktion ist ein Zeichen für eine inkludierende Solidarität. Bald wird das erste Haus an Menschen übergeben, die konstant von der Gesellschaft ausgeschlossen sind und vergessen werden. Die aktuelle Situation variiert von Haus zu Haus. Wir erlebten solidarische Reaktionen seitens der Besitzer*innen, genauso wie Unverständnis und Ablehnung.
Oft werden wir gefragt, wieso wir besetzen und nicht den „legalen“ Weg wählen:
1. Wir stehen dafür ein, dass alle Menschen selbstbestimmt leben können. Sie selbst entscheiden können, wo, wie und mit wem sie leben. Wir haben diese Häuser besetzt, um unser Privileg besetzen zu können, mit Menschen zu teilen, welche dies aufgrund von Repression selbst nicht können.
2. Da die Besitzer*innen und der Staat nicht dafür sorgen, dass leere Liegenschaften von Menschen bewohnt werden, die keinen Wohnraum haben, sahen wir uns gezwungen, selbst aktiv zu werden.
3. Die Aktion ist eine unbürokratische Inspiration für die Hausbesitzer*innen und den Staat, dies zu ändern, sowie für andere sich Räume selbstbestimmt anzueignen und zu beleben. Jede*r kann etwas tun.
Die gestrigen Besetzungen sind eine direkte Hilfe für einige wenige Menschen. Wir fordern, dass alle Menschen ein Dach über dem Kopf haben, welches ein Zuhause und ein Zufluchtsort ist. Solange dies nicht gegeben ist, werden wir weitermachen.
Wir stellen uns gegen jede Ungleichheit & zählen auf eure gelebte Solidarität!
Update from 11.4.20
On Thursday we occupied four houses in Zurich Altstetten. This action is a sign of an inclusive solidarity. Soon the first house will be handed over to people who are constantly excluded from society and forgotten. The current situation varies from house to house. We experienced solidarity reactions from the owners, as well as incomprehension and rejection.
We are often asked why we occupy and do not choose the “legal” way:
1. we stand up for the fact that all people can live self-determined. That they themselves can decide where, how and with whom they live. We have occupied these houses in order to occupy our privilege to share with people who cannot do so themselves due to repression.
2. since the owners* and the state do not make sure that empty properties are used by people who have no living space, we felt compelled to become active ourselves.
3. the action is an unbureaucratic inspiration for the owners and the state to change this, as well as for others to appropriate and revive rooms for themselves. Everyone can do something.
Yesterday’s occupations are a direct help for a few people. We demand that all people have a roof over their heads, which is a home and a safe space As long as this is not given, we will continue.
We stand against any inequality & count on your lived solidarity!
9.4.2020
Wir haben in Altstetten
vier Häuser besetzt.
Wie jeder Notstand trifft auch dieser diejenigen am härtesten, für die die Umstände vorher schon beschwerlich waren.
Um die Bevölkerung zu schützen appelliert der Bundesrat an alle, solidarisch zu Hause zu bleiben. Während die Mehrheit in der Schweiz das Privileg hat, sich in ein Haus zurückziehen zu können, stehen jene im Regen, die das nicht können. Einige Menschen haben keine Papiere, ihre Rechte werden verweigert. Sie werden illegalisiert, isoliert und ignoriert. Viele dieser Menschen werden auf engem Raum in sogenannten Asylcenter, in Gefängnissen und Lagern eingesperrt. Ihre Freiheit und Selbstbestimmung wird ihnen verwehrt. Wiederum andere Menschen sind “durch die Maschen” gefallen – sie passen nicht in die Leistungsgesellschaft. Unsere Gesellschaft nimmt den frühzeitigen Tod all dieser Menschen hin, indem Schutzmassnahmen für sie nicht zu gelten scheinen. Diese Situation war schon vor Corona untragbar. Jetzt wird noch klarer, dass es keinen Tag so weitergehen darf.
Alle Menschen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt wurden, sind in ihrer Existenz jetzt bedrohter denn je. Viele Sans Papiers verlieren ihren Job und können nicht mehr alleine für ihren Grundbedarf aufkommen. Staatliche Institutionen haben ihren Betrieb heruntergefahren, Bars und Clubs, in die sich Menschen vor kalten Nächten draussen flüchteten, sind zu. Wegen der von Panik getriebenen Hamsterkäufe sind die Abfallcontainer der Lebensmittelläden leer. “Tischlein deck dich“, wo sich prekarisierte Personen für einen symbolischen Franken wöchentlich mit Lebensmitteln eindecken konnten, schloss zum Schutz der mehrheitlich über 65 jährigen freiwilligen Helfer*innen alle 132 Lebensmittelabgabestellen.
Beim ganzen ‘Stay the fuck home’ geht unter, dass Solidarität heisst gemeinsam füreinander einzustehen. Solidarität schliesst alle Menschen ein und hört nicht beim eigenen Gartenzaun, im eigenen Quartier, im eigenen Umfeld oder Land auf. Eine solidarische Gesellschaft sorgt dafür, dass in so einer Situation alle die Möglichkeit haben, sich vor einer Ansteckung zu schützen und selbstbestimmt zu leben. Das ist im Moment offensichtlich nicht der Fall.
Es gehen die Menschen vergessen, die unbezahlte Arbeit leisten und Menschen die aus verschiedenen Gründen nicht unter regulären Bedingungen arbeiten können. Zugang zu Wohnraum, Zugang zu Staatlicher Hilfe hängt vom Arbeitsverhältnis und vom Aufenthaltsstatus ab. Das darf nicht so sein, darum:
Wir fordern:
- Für alle ein Zuhause.
- Für alle die Möglichkeit, sich zu schützen.
- Für alle eine gesicherte Existenz.
- Alle Lager und Gefängnisse – sofort schliessen.
Wir schlagen vor:
- Bist du Hauseigentümer*in, und deine Liegenschaften stehen leer? Öffne sie denen, die kein Zuhause haben! Öffne sie den Menschen, die in Lagern eingesperrt sind
- Hotelzimmer als Wohnraum öffnen! Airbnb’s abschaffen
- Für alle anderen: Wenn Grosskonzerne und Andere ihre Liegenschaften nicht teilen wollen: Besetz ein Haus. Teilt es mit denen, die keins haben. Verlange Gerechtigkeit.
Wir stellen uns gegen das Vergessen von Menschen. Gegen jede Ungleichheit. Jede*r kann etwas dagegen tun.